Die Bibel nach Biff

20. 06. 2011 | Literarisches, Nerdiges | 1 Kommentar

Das Buch „Die Bibel nach Biff“ fand mich in Form eines Geschenks von Martin, der nach Studium meines Bücherregals zum Schluss kam, dass eben dieses Werk genau meinen Geschmack treffen würde.
Und das tat es.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt fast jedes Buch von Terry Pratchett mindestens zweimal gelesen und war schon länger auf der Suche nach einem vergleichbarem Autor.
Und den habe ich in Christopher Moore nun gefunden.
Der Mann schreibt so pointiert, intelligent und gleichzeitig witzig, dass ich mir jetzt nach und nach sein Gesamtwerk zu Gemüte führen werde. In Die Bibel nach Biff, dessen knapp 600 Seiten ich in weniger als 2 Wochen verschlungen habe, schafft er das Kunststück, die (aus literarischer Sicht) doch recht trockene und über weite Strecken sperrige Geschichte um das Leben und Wirken von Jesus mehr oder weniger sinnvoll um dessen Jugendjahre zu erweitern. Er nutzt den verwunderlichen Umstand, das keines der vier Evangelien zu berichten weiß, was Jesus eigentlich zwischen seiner Geburt und dem dreißigstem Lebensjahr getrieben hat und erzählt eben jene Geschichte in Form eines urkomischen Abenteuerromans.
Moore’s Kniff: Er stellt Jesus einen besten Freund, Levi, den man Biff nennt, zur Seite, der dem Heiland nicht gegensätzlicher sein könnte: er ist vorlaut, faul und schlagfertig, sexbesessen und für jede Schandtat bereit. Das komplette Gegenteil von Jesus. Und der schreibt nun, in einer reichlich überflüssigen aber umso lustigeren Rahmenhandlung in der Jetztzeit, seine Version des Neuen Testaments.

Und wie füllt man nun 33 Jahre des vielleicht berühmtesten Mannes aller Zeiten? Indem man der Frage nach geht, wie Jesus (oder Josua, wie er im Buch nach seinem jüdischem Namen genannt wird) zu seinen Lehren und zu seinem Wissen gekommen ist. Der kleine Josua kann zunächst nämlich nur tote Eidechsen wiederbeleben und glaubt, irgendwie der Sohn Gottes zu sein. Und weil er eben nicht weiß, wie man ein ordentlicher Heiland wird, und ihm diese Frage auch Raziel, der unfähige Erzengel, der mal eben 10 Jahre zu spät zur Verkündigung bei Josua vorbeischaut, nicht beantworten kann, beschließen Josua und Biff, die drei Weisen aus dem Morgenland zu fragen. Denn die mussten ja schließlich irgendeinen Grund gehabt haben, Klein-Jesus in seiner Krippe aufzusuchen.

Und hier beginnt eine abenteuerliche Reise nach Afrika, China und Indien, denn jeder der drei Weisen ist ein Anhänger einer der alten Lehren, sei es nun Taoismus, Buddhismus oder Hinduismus. Und während Josua begierig von seinen jeweiligen Meistern lernt und sich aus dem Sammelsurium an Lehren seine eigene zusammenzimmert, führt sich Biff all das zu Gemüte, was Josua entweder nicht darf, oder aber verschmäht.
Er wird Alchemist, Giftmischer, Meister des Kamasutras und erwirtschafte sich mit Josuas Fähigkeit, Reis zu mehren, was der von Kaspar in Indien lernt, ein kleines Vermögen und erfindet ganz nebenbei den Sarkasmus, die Gravitation und den Bleistift.
Jede der drei Episoden ist vollgestopft mit zeitgenössischen Zitaten, egal ob das die Fantasy-Referenzen der Balthasar-Episode und die Kung-Fu-Filmanleihen bei Melchior im Kloster sind (Jesus kann Kung-Fu…) oder die beiden in bester Indiana-Jones-Manier Kinder vor der Rachegöttin Kali in Indien retten. So manch übernatürliches Zeugs begegnet den Helden auf ihrer Reise, von Dämonen über Schneemenschen bis zum Wiedergänger, aber immer dann, wenn man versucht ist, den Kopf darüber zu schütteln, fällt einem ein, dass die Bibel ja im Grunde auch nichts anderes wie ein einziger großer Fantasy-Roman ist.

Die Reise ins Morgenland ist die klare Stärke des Buches. Gen Ende hin, im letzten Fünftel, als die Handlung dann wieder mit der aus dem Neuen Testament zusammenläuft und Josua seine Predigertätigkeit aufnimmt, schlägt die Stimmung dann etwas um, immerhin wissen wir alle, wie die Geschichte ausgeht. Dank den überwiegend begriffstutzigen Aposteln und Biff, der immer für einen Schwank gut ist, kommt der Humor zwar trotzdem nicht zu kurz, man merkt jedoch, dass Moore dann doch lieber rasch zum Schluss kommen möchte und das ganze etwas an Fahrt verliert.
Macht aber nichts.
Denn am Ende stirbt hier eine Jesus-Figur, die einem dank diesem Buch mehr ans Herz gewachsen ist, als eine Bibel oder Religionserziehung es (bei mir zumindest) je erreichen konnten.
Die Bibel nach Biff ist dabei keine Religions-Verunglimpfung. Im Gegenteil, es handelt sich eher um eine Hommage. Wer bibelfest ist, findet viele liebevolle Anspielungen, wer areligiös unterwegs ist, kann das Buch trotzdem als pseudo-historischen Abenteuerroman lesen und beide Parteien werden sich prächtig unterhalten.

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