Rock me Monte Lago

16. 05. 2016 | Feste feiern | 0 Kommentare

Alles begann mit Rock me Monte Lago, einem jener Cocktails die nur erfunden werden, damit wir Männer uns gegenseitig etwas beweisen können. Ich erinnere mich noch vage, dass in der Karte etwas von 6 verschiedene Rumsorten, dazu Gin, Vodka und Brandy die Rede war. Und Schweppes Wild Berries, das sie hier am Tegernsee zu gefühlt jedem Cocktail reichen. Wegen mir hätten wir dann die Start-Lokalität auch nicht mehr verlassen müssen, denn ein bisschen hatte ich mich da schon in die bildhübsche, schwarzhaarige Kellnerin mit den spannenden dunklen Augen und dem Drachentattoo verguckt. Die behauptet hat, ZWEI jener legendären Cocktails trinken zu können, ohne dass ihr das was anhaben könne. Ich war beeindruckt, denn meine Wahrnehmung hat sich bereits nach einem halben Glas empfindlich getrübt und die rosaroten Elefanten haben sich da schon mal vorsorglich in ihre Tütüs gezwängt.

Natürlich habe ich sie nicht angesprochen. Meine Erfahrungen mit Freundinnen aus der Gastronomie sind durchwachsen und die Blicke die sie mir zugeworfen hat, wirft sie bestimmt ihren anderen Gästen auch zu.
Also weiter.
Ich höre von fern schon die Fanfaren.

Wenn Männer ausgehen und jagen, dann gilt ein uraltes, ehernes Gesetz: Macht einer von ihnen Beute, kümmern sich seine Kumpels um etwaige Freundinnen der Erwählten. Das ist meist ein echter Bärendienst, denn bekanntlich hat jedes hübsche Mädel eine weniger hübsche Freundin und die beiden gehen in gesunder Symbiose aus. Die Schöne kompensiert ihren fehlenden Selbstwert, das Mauerblümchen profitiert von den Kerlen, die durch die andere angelockt werden.

Nun, ich weiß nicht mehr genau was da gestern Abend schief gelaufen ist, der Rock me Monte Lago hat ein paar Erinnerungen auf dem Gewissen, aber plötzlich saß da ein paar Schuppen später in einer noch spärlich bevölkerten Kellerdisco dieses umwerfende Mädchen bei meinem Kumpel. Sie hätte eigentlich bei MIR sitzen sollen, aber irgendwie war ich da zu langsam oder hab grad in die falsche Richtung geguckt, jedenfalls hatte ich nun die Freundin der Barnymphe an der Backe. Es handelte sich um die klassische Kombination, die Barnymphe war eine verlockende Mischung aus Alexandra Daddario und Kate Mara.
Ihre Freundin, nun ja, die nicht.
Aber sie kannte das Spiel, denn als wir beide wie zwei geparkte Tretroller hinter dem heftig turtelndem Pärchen lungerten, eröffnete sie mir unverblümt, dass sie einen Freund habe und sicherlich nichts von mir wolle, aber sie sei auf der Suche nach einer Frau für eine gemeinsame sexuelle Erfahrung, denn das fehle ihr noch auf ihrer Checkliste.

Das war dann der Moment, in dem ich die Barfrau der Kellerdisco näher kennenlernte.
Eigentlich waren es derer zwei, optisch hätte ich auf Mutter und Tochter getippt. Beide blond, die junge ein Vollweib Anfang zwanzig, die ältere Ende Vierzig, Typ Milf. „Ihr seid aber hübsche Schwestern“ fand die junge jetzt wider Erwarten nicht so lustig, die ältere hat sich köstlich amüsiert.
Wohl weil sie mich von Anfang an durchschaut hat.
Die beiden müssen wir uns merken, die werden später nochmal wichtig. Fürs erste haben sich mich jedoch mit genug Alkohol versorgt, damit ich mich zusammen mit einer ganzen Herde rosaroter Elefanten in frisch gestärkten Tütüts auf die Tanzfläche wagen konnte um für meine Nachwuchs-Lesbe eine passende Gespielin zu finden.
Das habe ich ihr nämlich gegen ihren Willen angeboten.
Mein erster Schuss war dann auch gleich ein Treffer. Das hochgewachsene, gertenschlanke Mädel mit den kurzen, schwarzen Haaren entpuppte sich tatsächlich als eine am 17. Mai Geborene und es gelang mir gerade noch, ihr von meinem Vorhaben zu berichten ehe mich ihre bärbissige Partnerin, die sich hinterrücks aus der Dunkelheit des Clubs geschält hatte, ausweiden konnte.
Und weil sich meine feige Lesben-Adeptin natürlich längst aus dem Staub gemacht hatte, und die beiden Damen nach Ablegen ihrer anfänglichen Skepsis überraschend gut drauf waren, blieben ich und meine Elefanten, die nun auch kräftig sangen, bei ihnen auf der Tanzfläche.
Womit wir auch schon alle menschlichen Tänzer der Kellerdisse vorgestellt hätten. Aber egal, der DJ legte eine ganz hervorragende Musik auf, die sich direkt am Verstand vorbei in die Gliedmaßen hämmerte und so fiel mir erst viel zu spät meine Buddy-Verpflichtung ein. Ich stürmte also zurück zur Bar und fand dort meinen Kumpel in ein ernstes Gespräch mit der schönen Barnymphe verstrickt. Hm. Eigentlich müssten die sich längst küssen, der Redeanteil ist für diese Uhrzeit, den Alkoholpegel und die Lautstärke viel zu hoch.
Ich würde tippen dass er’s verbockt.
Ein Blick auf die missmutig vor sich hinköchelnde Lesben-Adeptin, die hinter dem Pärchen auf einem Hocker wacht, genügt um mich sofort wieder der Bar zuzuwenden.
Die junge Barkeeperin trägt ein schwarzes Shirt mit einem Ausschnitt bis zum Bauchnabel, der von ein paar Schnüren zusammengehalten wird. Sie besitzt einen formidablen Busen und riecht selbst jetzt noch unglaublich gut. Letzteres verrate ich ihr im Vertrauen, mehr als ein mitleidiges Lächeln erhalte ich aber nicht zurück. Dafür steht wenig später ihre Kollegin neben mir und flüstert mir ins Ohr: „Das ist heut ihr erster Tag hier. Sie ist noch etwas schüchtern. Wenn Du sie vögeln willst, sag bescheid, ihr könnt hinter die Bar kommen.“
Ich muss erst ein paar vorwitzige Elefanten verscheuchen, die gerade auf den Tresen klettern wollen, um zu meinem Kumpel zu gelangen. Der will diese unglaubliche Geschichte aber nicht hören und hat nur Augen für die Barnymphe. Diese wiederum hat, ich könnte es schwören, nun aber auch mich auf dem Radar und verflixt, als ich mich testweise zwischen die beiden stelle spüre ich ihre Hand an meinem Hintern.
Zwickmühle, ganz schlimme.
Der Teufel auf meiner Schulter plädiert dafür, dass mein Kumpel seine Chance hatte und es vergeigt hat. Er ist sich dessen eben nur noch nicht bewusst.
Der Engel meint hingegen, dass die Barnymphe noch so lange tabu ist bis er sie abserviert.
Die Elefanten bestellen noch eine Lokalrunde.
Der DJ vermisst mich, denn er winkt mir zu.
Ich tue ihm den Gefallen und gehe nochmal ausgiebig tanzen. Ich führe wie Oberst Hathi die Parade feierwütiger Dickhäuter an, vorbei an vielen weiteren palavernden Pärchen. Alle schreien sich an, während sie sich an ihre Drinks klammern, statt dass sie schmusen und tanzen. Meine beiden Lesben sind auch noch da und spielen das alte Hetero-Jungs-Verarschen-Spiel. Durch lasziven Tanz Anlocken, heiß machen, und dann der Lesben-Kuss, damit den armen, ahnungslosen Opfern die Kinnladen über den Boden scheuern. Ich tanze trotzdem mit ihnen, auch wenn ich dafür Gefahr laufe, für schwul gehalten zu werden.
Wäre ja nicht das erste mal.
Und dann steht plötzlich die Nymphe vor mir.
Ausgerechnet in diesem Moment erleidet der DJ eine schlimme Geschmacksverwirrung und legt jenes unsägliche Lied mit der Frau, die angeblich immer lacht, auf. Der Nymphe ist es egal, sie reißt die Arme hoch und ihre wiegenden Hüften hypnotisieren mich wie die Schlange Kaa den Mogli. Mein Kumpel gehört jener Spezies Mann an, die selbst dann nicht tanzt wenn Emily Ratajkowski nackt und willig zum Fruchtbarkeitsreigen lädt. Und da ich ihn auf die Schnelle auch nirgends ausmachen kann, knebeln die Elefanten unter Regie des Teufels den Engel und die Hormone übernehmen das Ruder. Sie fühlt sich gut an und in ihren Augen glimmt eine Leidenschaft, die zumindest eine schlaflose Nacht und zerwühlte Laken verheißt, aber ich habe die Rechnung ohne meine Nemesis gemacht. Diese materialisiert sich plötzlich vor uns wie ein Hellknight vor dem Doom-Marine, nur dass besagter Hellknight längst nicht so ein Gefahrenpotential verströmt wie die fertig angezogene und bemützte Lesben-Adeptin, die missmutig und nüchtern beschlossen hat, dass es jetzt genug sei und sie auf der Stelle heim wolle.

Männer handeln in solchen Situationen übrigens anders als Frauen. Die bestehen nicht darauf, dass der Abend in der Konstellation, in der er begonnen hat, auch endet und fahren auch schon mal alleine nach Hause. Frauen müssen, zumindest bis zu einem gewissen Alter, aber wohl IMMER gemeinsam nach Hause gehen WENN der Plan für den Abend KEINE Liasonen welcher Art auch immer vorsah.
So reime ich mir das zumindest zusammen. Aber die Gebrauchsanweisung zum Verstehen der Frauen hat heute nicht mehr auf den Schwerlastanhänger gepasst und die Elefanten kiffen hinten mit dem Teufel und sind nicht mehr ansprechbar. Jedenfalls will die Nymphe, die immerhin sichtlich hin- und hergerissen ist, tatsächlich gehen. Mit einem Blick, der imstande wäre, mir bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen, wendet sich die Lesben-Adeptin grußlos ab und zieht die Nymphe wie eine erbeutete Helena hinter sich her und aus dem Club. Ich überlege kurz, ob ich mich ritterlich dem Drachen stellen und die Maid befreien soll, mein Ego ist sich jedoch felsenfest sicher, dass meine Erwählte ohnehin gleich wieder zurückkommen würde nachdem sie ihre fade Freundin in ein Taxi gesteckt hat. Na gut, das hellste war es ohnehin noch nie und der Rock me Monte Lago hat mittlerweile viel Gesellschaft.

Meinen Kumpel finde ich da, wo ich ihn hab sitzen lassen, an der Bar, in eine philosophische Abhandlung mit der weisen alten Bardamen-Milf verwickelt. Irgendwie wissen wir beide, dass der Flow für heute versiegt ist und es Zeit für einen letzten Absacker wird.
Naja, es waren noch viele letzte Absacker, zugegeben.
Aber das ist wie bei einem Heißluftballon.
Irgendwann ist er voll und er steigt auch mit weiterer Gaszufuhr nicht mehr höher.

Ich könnte jetzt an dieser Stelle ein Happy End einflechten, was der ein oder andere Leser vielleicht auch, zu Recht, erwartet. Aber das würde erstens die vorangegangenen Schilderungen unglaubwürdig erscheinen lassen und ich will nicht dass Ihr glaubt, ich würde mir das alles nur ausdenken.
Fragt die Elefanten.
Aber die Nymphe kehrte eben NICHT wieder.
Sie hat auch nicht angerufen, bis heute nicht.
Wir haben auch das Bardamen-Duo nicht klargemacht, wenn das jemand vermuten sollte.
Und auch brav die Finger von der süßen, aber ziemlich knüllen Dirndl-Trägerin gelassen, mit der wir uns das Taxi nach Hause geteilt haben.

Das nächste Mal begleiten mich aber vielleicht lieber Drachen denn Elefanten. Sollte es jemals nochmals mit einem Rock me Monte Lago beginnen…

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